Die nächste Generation der Selbstversorger

Blog 17_eigene Versorgung

Im Rahmen von unserem Bio-Marketing Studium an der FH Wiener Neustadt am Campus Wieselburg haben wir uns mit der Nachhaltigkeitsszene und den Trends im Bio Bereich näher beschäftigt. Dabei hat sich die Selbstversorgerszene als eine bemerkenswerte Gruppe herauskristallisiert. Immer mehr ökobewusste Konsumenten wollen sich selbst bewusst versorgen.

Nicht selten bemühen sich diese Personen um eine eigene Versorgung, indem sie zum Beispiel an Gemeinschaftsgarten-Projekten beteiligt sind, ihre eigenen Cremen herstellen oder wieder die Liebe zum einfachen Lebensstil entdeckt haben. Im Fokus steht dabei die ganzheitliche Betrachtung von ihrem Wirken und Handeln. Ein großes Anliegen dieser Personen ist, dass sich das Ökologische, Ökonomische und das Soziale im Sinne der Nachhaltigkeit in ihrer zukünftigen Planung in Balance befinden.

Blog 17_Garten

Nachhaltiger Konsum

Das Bewusstsein in der österreichischen Bevölkerung im Hinblick auf gesunde Ernährung und nachhaltigen Konsum steigt immer mehr. Für die Gruppe der Selbstversorger ist es jedoch zu wenig, regionale nachhaltige Biolebensmittel und Produkte zu kaufen, sie wollen selbst produzieren. Ja, sie wollen wissen, wie sie selbst ihre Lebensmittel und Produkte herstellen können!

Die Selbstversorger zeichnen sich dadurch aus, dass es für sie keine Geheimnisse gibt. Ganz im Gegenteil, sie teilen ihre Erfahrungen, Rezepte und vieles mehr untereinander, vorwiegend über die neuen Medien wie zum Beispiel Facebook. Die bekannteste Plattform in der Selbstversorgungsszene ist das Experiment Selbstversorgung. Michael Hartl und Lisa Pfleger haben diesen virtuellen Treffpunkt ins Leben gerufen, um ihre Erfahrungen zu teilen aber auch um Menschen miteinander zu vernetzen. Da auch wir uns auf unserem Biohof Thauerböck schon zu einem großen Teil selbst versorgen, folgen auch wir dem Experiment Selbstversorgung und teilen hier auch unsere Erfahrungen.

Blog 17_Michael Hartl

Uns interessierte aber, was hinter dem Experiment Selbstversorgung eigentlich steckt und welche Beweggründe Lisa und Michael haben, diese Plattform so zeitintensiv zu betreuen. Aus dieser Ambition heraus haben wir Michal interviewt. Im folgenden Interview wird ersichtlich, welche enorme Lebensenergie von den beiden im Projekt Experiment Selbstversorgung und ihn ihrem aktiven Tun steckt.

Wann, Wo und Warum wurde das Experiment Selbstversorgung gegründet?

Wir haben 2009 mit unserem Umzug aufs Land damit begonnen, unser Leben recht deutlich umzustellen. Seit dem versuchen wir, mit immer weniger Ressourcen auszukommen. Und bei den Ressourcen, die es noch braucht, die Folgen deren Herstellung und Verwendung wahrzunehmen. Es geht also darum, die Folgen für die eigenen Handlungen wieder wahrzunehmen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Wenn ich genügsam lebe, also mit weniger auskomme, und den Rest möglichst aus der Region kaufe, von Produzierenden, die ich persönlich kenne, dann kann ich diese Verantwortung wieder deutlich mehr wahrnehmen. Oder wenn ich eben vieles wieder selbst anbaue und herstelle.

Wenn du eine Regel für unsere Gesellschaft machen könntest, welche Regel würdest du aufstellen?

Keine Regeln mehr. Zumindest nicht von oben aufgestellt. Ich denke, Menschen sollten bewusst ihren Weg gehen und miteinander aushandeln, wie sie zusammenleben wollen. Ein Vorschlag von mir wäre lediglich, das Bildungssystem zu überdenken. Es fehlt aus meiner Sicht nahezu vollständig die Vermittlung von Ethik, Naturbeziehung, Kommunikationsfähigkeiten, Mediation und handwerklichen Grundfähigkeiten.

Wie stellst du dir unser Zusammenleben auf unserem Planeten 2050 vor?

Das liegt so weit in der Zukunft, da ist alles möglich und vorstellbar. Es wird einfach so sein, wie wir uns das gemeinsam gestalten. Wir können weiter den individualistischen Weg gehen und uns von Konkurrenz und Eitelkeiten leiten lassen, dann glaube ich nicht, dass unser Zusammenleben 2050 liebevoller und stabilisierender sein wird als jetzt. Eher im Gegenteil. Wir können uns aber auch darauf besinnen, was uns wirklich zufrieden macht und uns Sicherheit gibt. Und einen Mittelweg aus Individualismus und Kollektivismus finden, der auf genügsamen Bedürfnissen, liebevoller Wertschätzung untereinander und ehrlicher, offener Kommunikation besteht.

Was möchtest du den Menschen auf ihren Lebensweg mitgeben?

Im Gehen zeigt sich der Weg. Wenn ihr eigene Ideen habt und im Hier und Jetzt aus Eurer Sicht sinnvolle Dinge angreift, dann kommt ihr in Bewegung. Dann wird sich Schritt für Schritt mehr zeigen, wo ihr hinwollt und auch, wie ihr dort hinkommt. Über moderne Medien könnt ihr Euch superviele Informationen ziehen und Euch Wissen aneignen. Und im Wald, auf den Wiesen und im modernen Dschungel der Ortschaften und Städte könnt ihr dann mit diesem Wissen Erfahrungen sammeln, erlebnisreiche Tage verbringen und das Leben in Euch spüren.

Und seid ehrlich bei allem, was ihr tut. Insbesondere zu Euch selbst. Denkt klar und kritisch. Sprecht Eure Wahrheit. Und tut stets das, was ihr sagt. Lebt laut, lebendig und sichtbar. Es ist Eure Welt. Gestaltet sie!

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