Die bedrohte Art der Woche: Der Biber

Bild: 4N10911© B.Werle4nature

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Österreichs umweltfreundlichster Baumeister. 150 Jahre nach ihrer Ausrottung findet man heute wieder Biber in heimischen Flusslandschaften. Die Nager machen sich vor allem durch ihre Bauaktivitäten bemerkbar. Sie fällen Bäume, errichten Dämme und graben Tunnel und erhöhen dadurch in den Flusslandschaften die Biodiversität.

Eine begehrte Beute

Biber waren ursprünglich in ganz Österreich verbreitet und in allen heimischen Fließgewässern zu Hause. Doch die Nager waren für Jäger eine lukrative Beute. Der dichte Biberpelz wurde teuer verkauft und auch das sogenannte „Bibergeil“ war am Markt gefragt. Bibergeil ist ein Drüsensekret mit dem der Biber sein Revier markiert. Schon im 17. Jahrhundert wurde dieses Sekret wegen seiner schmerzlindernden Wirkung als Heilmittel verwendet. Darüber hinaus war der Biber auch eine beliebte Mahlzeit. Denn während der Fastenzeit war es Gläubigen verboten Fleisch zu essen, Fisch war jedoch erlaubt. Da der Biber hauptsächlich im Wasser lebt und auch sein Schwanz schuppig ist wie ein Fisch, wurde der Verzehr von Biberfleisch während der Fastenzeit kurzerhand erlaubt.

Erfolgreiche Wiederansiedlung

Nach ziemlich genau hundertjähriger Abwesenheit wurden in den 1970er Jahren Biber in Österreich angesiedelt. Insgesamt 32 europäische und 15 kanadische Biber setzte das Team des Instituts für vergleichende Verhaltensforschung und der Stadt Wien an der Donau aus. Die kanadischen Biber sind bald nach der Ansiedelung verschwunden – vermutlich erkrankten sie an heimischen Nagerkrankheiten, auf die ihr Immunsystem nicht vorbereitet war. Die europäischen Biber, die aus Polen, Schweden und Weißrussland nach Österreich gebracht wurden, fühlten sich in Österreich wohler und eroberten bald die heimischen Flusslandschaften. Dass zwei Arten innerhalb der Gattung Biber unterschieden werden, wusste man zum Zeitpunkt der Aussetzung nicht. Das Erkranken und Verschwinden der kanadischen Biber ist letztlich als positiv zu werten, denn das Einbringen von fremdländischen Arten bedeutet eine Faunenverfälschung und kann ungeahnte Folgen für die Ökosysteme haben.

BILD: 4N10338J.KresseWWF-A

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Reiner Vegetarier

Ein Biber wird durchschnittlich 36 kg schwer und erreicht eine Länge von 135 cm. Er ernährt sich hauptsächlich von Rinde – dazu fällt er mit seinen großen und langen Schneidezähnen Bäume und errichtet sich Nahrungsflösse, ein Wintervorrat aus etlichen Zweigen. Bibereltern leben mit ihren Jungen vom diesjährigen und auch des letzten Jahres gemeinsam in einem Revier. Die Paarung findet im Hochwinter statt. Nach ca. 3 Monaten kommen 2 bis 4 Junge zur Welt. Erwartet die Bibermutter wieder Nachwuchs, so werden die mittlerweile Zweijährigen Jungen aus dem Revier vertrieben und müssen sich eigene Reviere suchen. Dabei müssen oft weite Strecken zurückgelegt werden und fremde Biberreviere durchwandert werden. Da Biber ihre Reviere äußerst vehement verteidigen, ist dies oft mit brutalen Kämpfen verbunden. Viele Jungbiber sterben auf ihrem Weg zum eigenen Revier.

BILD: WWF10190_Biber © P_Huber4nature

BILD: WWF10190_Biber © P_Huber4nature

Der umweltfreundliche Baumeister

Geschützt durch nationale und internationale Schutzbestimmungen erfüllt der Biber eine ökologische Schlüsselfunktion. Hat der Biber erst einmal ein Revier gefunden, beginnt er auch schon mit der Umgestaltung seines Lebensraumes. Ist ihm der Wasserstand zu niedrig, baut er sich Dämme, um Fließgewässer zu stauen. Vom Menschen begradigte Flüsse bekommen wieder einen natürlicheren Lauf. Das mildert die negativen Auswirkungen von Starkregen, Hochwasser oder Trockenperioden ab und wirkt ausgleichend auf den gesamten Wasserhaushalt eines Gebietes. Durch die Schaffung eines kleinräumigen Mosaiks an Lebensräumen und ihren Elementen trägt der Biber entscheidend zur Artenvielfalt bei. Es entstehen besonnte, pflanzenreiche Flachwasserzonen und große Totholzmengen in unterschiedlichster Form. Ufer- und Auengehölze werden aufgelichtet und strukturiert. Die permanenten Biberaktivitäten schaffen so Lebensräume für viele Insekten, Vögel und Laich- und Versteckmöglichkeiten für Fische und Amphibien. Daher wird der Biber zu Recht als „Ökosystem-Ingenieur“ bezeichnet.

 

 

„Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“

23. Oktober 2013 – 21. April 2014
Naturhistorisches Museum (NHM)
Burgring 7, 1010 Wien

Die Sonderausstellung informiert über das menschengemachte Artensterben. Dabei werden der Verlust von Lebensräumen, schwindende Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen, genauso wie Wilderei und der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Gründe für den Rückgang von Biodiversität thematisiert. In Kooperation mit dem NHM und dem WWF präsentiert BIORAMA in einer neuen Online-Rubrik „Die bedrohte Art der Woche“ wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart.

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