Das Wunder Wurm

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BIORAMA möchte dem Regenwurm die Ehre erweisen und hat 24 Fakten rund um seine Lebensweise und seine Bedeutung gesammelt. 

  • Warum der Regenwurm nur bei Regen rauskommt

Zur Herkunft des Namens „Regenwurm“ gibt es verschiedene Theorien:

Einer der Ansichten zufolge soll die Bezeichnung darauf zurückgehen, dass die Würmer bei starkem Regenfall rasch ihre Wohnröhren verlassen

–          Erklärungen hierfür gibt es mehrere: Zum einen, könnten sie aus dem Boden fliehen um dem Ersticken zu entkommen. Dies ist nicht der Fall, denn Regenwürmer atmen über die Haut und können in kaltem, sauerstoffreichem Wasser wochenlang überleben.

–          Im Zuge einer kanadischen Studie wurde festgestellt, dass das Prasseln eines Starkregens die gleichen Vibrationen verursacht wie das Graben des Maulwurfs, des größten Fressfeindes des Regenwurms. Deshalb fliehen sie.

Eine andere Theorie besagt, dass der deutsche Name von ihrer unaufhörlichen unterirdischen Aktivität stammt: Noch im 16. Jahrhundert soll es die Bezeichnung „reger Wurm“ gegeben haben.

Die englische (earthworm) und französische (ver de terre) Bezeichnung bezieht sich passenderweise auf den Hauptaufenthaltsort des Wurmes.

  • Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm

Regenwürmer werden in drei Gruppen eingeteilt. Grob gesagt: Die einen graben vertikal, die anderen horizontal und die dritte Gruppe gar nicht. Die drei Gruppen haben außerdem jeweils sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Funktionen im Ökosystem:

Die vertikal grabenden Würmer höhlen sich stabile Röhren aus, die ein Leben lang als  Wohnung dienen sollen. Sie ernähren sich hauptsächlich von abgestorbenem Pflanzenmaterial (Grasschnitt, Laub, Stroh, etc.), welches sie in ihre Gänge ziehen, dort verrotten lassen und erst anschließend auffressen. Ihren Kot geben sie teilweise an der Oberfläche ab (Regenwurmhäufchen).

Die horizontal Grabenden besitzen keine stabilen Röhren, sie graben und füllen die Röhren gleich wieder mit ihrem Kot auf. Sie graben sich hauptsächlich durch die Hauptwurzelzone (ca. 20 cm tief) und fressen bereits zersetztes organisches Material (z.B. abgestorbene Pflanzenwurzeln).

Vertreter der dritten Gruppe sind kleingewachsene aber agile Würmer, die nur in der Streuschicht also an der Oberfläche leben. Man findet sie daher im Wald (Laubstreu) oder auf einem Kompost oder Misthaufen. Daher der Name Kompostwurm!

  • Aristoteles, Darwin und die Würmer

Die Bedeutung der Würmer wurde bereits von Aristoteles erkannt, ihm sagt man den Ausspruch „Die Regenwürmer sind die Eingeweide der Erde“ nach. Auch Charles Darwin, der britische Naturforscher und Begründer der Evolutionstheorie war ein begeisterter Regenwurmforscher. In seinem letzten Buch hat er anhand von Belegen aus unterschiedlichen Kontinenten die Bedeutung der Regenwürmer für die Bodenbildung aufgezeigt (Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer, 1881). Am Ende dieses Buches schreibt er: „Es mag bezweifelt werden, ob es viele andere Tiere gegeben hat, die in der Geschichte der Welt eine so wichtige Rolle gespielt haben“.

  • Der Regenwurm als Bodenschützer

Regenwürmer sind überwiegend Substrat- und Pflanzenfresser, das heißt, sie füllen ihren Darm mit humusreicher Erde und vermoderndem Pflanzenmaterial. Das hat enorm positive Auswirkungen auf den Boden! Nicht umsonst gelten Regenwürmer als enorme Verbesserer der Bodenfruchtbarkeit.

– Bündelung des Nährstoffangebots
Der Zustand und die Beschaffenheit unserer Böden beeinflussen die Wasserqualität, den Wasserhaushalt, die Pflanzendecke und die Güte vieler unserer Nahrungsmittel. Regenwürmer zerlegen Bodenstoffe in komplizierten Umwandlungsprozessen so, dass sie durch die Pflanzen leichter aufgenommen werden können und gelten somit als wichtige Verbesserer der Bodenfruchtbarkeit. Während Nahrungs-, also Pflanzen- und Erdpartikel, ihren Verdauungstrakt passieren, werden ihnen die Nährstoffe entzogen. Unverdautes wird mit Schleim vermischt, und der wertvolle Kot entweder in Form von Häufchen ausgeschieden oder zum „Austapezieren“ der Wurmgänge verwendet.

Foto: Alfred Grand

Foto: Alfred Grand

– Durchlüftung und Durchmischung
Im Zuge ihrer Nahrungsaufnahme und dem Erstellen ihrer Wohnröhren graben sie den Boden ordentlich um und tragen so zu einer kontinuierlichen Durchmischung, Auflockerung und Durchlüftung des Bodens bei.

– Wohnröhren fördern die Verwurzelung
Regenwürmer ermöglichen durch den Bau ihrer Gänge vielen Wurzeln ein tieferes Eindringen in den Boden und erleichtern den Pflanzen damit die Aufnahme von Wasser und Mineralstoffen. Das regenwurmsche Tunnelsystem wird von Pflanzenwurzeln auch deswegen so gerne angenommen, weil die Wurmwohnröhren mit dem nährstoffreichen und somit wertvollen Wurmkot ausgekleidet sind.

– Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit
Als weiterer begleitender Effekt der Wurm-Tätigkeit im Boden zeigt sich auch das erleichterte Eindringen von Wasser in tiefere Bodenschichten. Von Würmern bearbeitete Erde besitzt eine krümelige Struktur und wirkt daher wie ein Schwamm. Ein solcher, von Regenwürmern belebter Boden kann im Vergleich zu einem verdichteten Boden ein Mehrfaches an Wasser aufnehmen. Mehr noch: Würde man Regenwürmer nicht nur auf einzelnen Feldern, sondern überall fördern, würde dies zu einer signifikant höheren Versickerung der Niederschläge vor Ort führen, und daher mithelfen Hochwasserereignisse zu verhindern. Ein ebenso großer Vorteil ist, dass in Feldern mit mehr Regenwürmern nicht nur mehr Wasser gespeichert ist, sondern dieses den Pflanzen auch länger zur Verfügung steht, und daher die nächste Dürreperiode besser überdauert werden kann. Eine Win-Win-Win Situation für den Bauern (Gärtner), die Umwelt und die Gesellschaft!

  • …und als Klimaschützer

Der Regenwurm ist auch ein Klimaschützer, da er CO2 stabil im Boden speichert.

  • …und als Umweltschützer

Durch seine Arbeit leistet der Regenwurm auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, da er dafür sorgt, dass wir keine Mineraldünger und Pestizide ausbringen müssen.

Babywurm, Foto: Alfred Grand

Babywurm, Foto: Alfred Grand

  • Worm, tell me: Is it healthy? Is it good?

Lebewesen, die besondere Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, können als Bioindikatoren oder Zeigerarten genutzt werden, also bestimmte Umweltqualitäten anzeigen. Denn allein das Vorhandensein einer solchen Zeigerart an einem bestimmten Ort lässt einen indirekten Rückschluss auf die Qualität des Ortes zu. Regenwürmer eignen sich sehr gut als Bioindikatoren für die Bodenqualität, weil sie wichtige Funktionen im Boden erfüllen, und sehr differenzierte Reaktionen auf verschiedene Belastungsfaktoren zeigen.

  • Familie Regenwurm (Lumbricidae)

Derzeit sind weltweit etwa 3000 Regenwurmarten bekannt. In Deutschland und der Schweiz leben derzeit etwa 40, in Österreich 60 und Europa insgesamt 400 Arten. Regenwürmer kommen auf allen Kontinenten, außer der Antarktis vor. Die überwiegende Mehrheit wühlt in tropischen Gebieten. In Nordamerika sind sie aufgrund der Eiszeit beinahe ausgestorben und wurden erst durch europäische Siedler wieder in größerem Ausmaß eingeführt.

  • Die Stars unter den Regenwürmern

Zu den wichtigsten Vetretern in unseren Breiten gehört zum einen der Tauwurm oder Gemeine Regenwurm (Lumbricus terrestris). Der Tauwurm lebt in Wiesen und Gärten, seine Nahrung besteht zum größten Teil aus noch nicht stark verwesten Pflanzenteilen. Der Tauwurm lebt in Wiesen und Gärten, gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge und durchwühlt den Boden sehr intensiv.

Ein weiterer sehr bekannter Vertreter  ist  der Kompostwurm oder Stinkwurm oder Mistwurm (Eisenia fetida): Er wird bis zu 9 Zentimeter lang und hat 105 Segmente. Sein Körper ist fleischfarben, in jedem Segment hat er einen purpurnen Ring.

Humusbox, Foto: Alfred Grand

Humusbox, Foto: Alfred Grand

  • Der längste Regenwurm der Welt

Die größte unter den 3000 Regenwurm-Arten lebt in Australien. Der Riesenwurm mit dem Aborigine-Namen Karmai (wiss.: Megascolides australis) erreicht Längen von über einem Meter! Aufgrund seiner Größe kann man ihn sogar unter der Erde hören, wenn er sich bewegt!
Das Verbreitungsgebiet des vom Aussterben bedrohten Riesenwurms ist auf ein kleines Gebiet südöstlich von Melbourne begrenzt. Die größte Gefahr für den Erdenbewohner stellt der Mensch dar: durch Abholzung seines Lebensraums und massive landwirtschaftliche Bodenbearbeitung dezimiert er zunehmend seine Bestandszahlen. Das in Wurmform gebaute Naturkundemuseum in Bass setzt sich deshalb für den Schutz des Riesen ein. Richtig berühmt geworden ist er jedoch erst durch die kleinen Stadt Korumburra: Das ehemalige Geisterstädtchen lebte einst vom Kohleabbau und wurde durch den Riesenwurm zum Tourismusmagneten, v.a. durch das alljährlich im März stattfindende Wurm-Festival.

  • Der Sex der Würmer

Regenwürmer sind Zwitter, also männlich und weiblich zugleich. Sie sind dennoch auf eine gegenseitige Befruchtung angewiesen. Dazu legen sie sich aneinander, und scheiden ein Sekret aus, welches dafür sorgt, dass sie ca. 15 bis 60 Minuten aneinanderkleben. Dann tauschen sie gegenseitig das Sperma aus, welches in der Samentasche des Partners gespeichert wird. Nach der Trennung schwillt das sogenannte Clitellum (der Ring, den ausgewachsene Regenwürmer haben) an, und füllt sich mit Nährflüssigkeit. Nach mehreren Tagen ist dieser Ring prall gefüllt, löst sich vom Körper und wird nach vorne über den Kopf abgestreift. Der Ring kommt dann bei den weiblichen Geschlechtsorganen vorbei und es werden ein bis zwölf Eier in den Ring entlassen. Kurz bevor der Regenwurm den Ring ganz abstreift, kommt er noch bei der Samentasche vorbei und das Sperma des Partner wird hinzugegeben. Dann kommt es erst zur Befruchtung. Der Ring verschließt sich vorne und hinten und sieht dann aus, wie eine cirka stecknadelkopfgroße Zitrone. In diesem Kokon reifen in den Eiern die Babywürmer heran und können je nach Regenwurmart bereits nach ca. sechs Wochen schlüpfen. Dabei müssen sie erst aus dem Ei und dann auch noch aus dem Kokon schlüpfen. Kompostwürmer sind dann bereits nach fünf bis sechs Wochen wieder geschlechtsreif.

  • Lebensweise  der Würmer

Die durchschnittliche Lebenszeit eines Regenwurms liegt zwischen drei und acht Jahren.

Die meisten Regenwürmer leben natürlich in der Erde, aber es gibt auch Arten, die Leben auf Bäumen, teilweise im Wasser oder in der Laubstreu.

Regenwürmer generell ziehen eine feuchte und dunkle Umgebung vor. sind somit nachtaktiv. Sie kommen nur an die Erdoberfläche, wenn es Nacht ist, und es dementsprechend feucht ist. Sobald es hell wird, verschwinden die Würmer wieder in der Erde. Sie sind also nachtaktiv.

In Mitteleuropa verbringen Regenwürmer den Winter in 40 bis 80 cm Bodentiefe, und zwar in einer Art Kältestarre. Unter Baumstümpfen, Steinen, Komposthaufen oder anderen wärmespeichernden Strukturen finden sich oft ganze Kolonien zusammengerollter Würmer.

  • Fressfeinde

Zahlreiche Vogelarten, wie zum Beispiel Stare, Drosseln, Krähen und Möwen ernähren sich von Regenwürmern. Auch Füchse, Dachse, Marder, Igel, Maulwürfe, Spitzmäuse, Erdkröten, Frösche, Feuersalamander, Hundertfüßer, Ameisen und Laufkäfer sind natürliche Feinde.
Um sie am Davonkriechen zu hindern, beißen Maulwürfe Regenwürmern häufig ins Vorderende. Sie sind dann zwar noch lebensfähig, aber bewegungsunfähig. Der Maulwurf deponiert die Würmer an unter als Nahrungsvorrat (zum Beispiel für die Wintermonate) unter der Erde.

Kiebitz frisst Wurm, Foto: Alfred Grand

Kiebitz frisst Wurm, Foto: Alfred Grand

  • Regenerationsvermögen und Selbstverstümmelung

Regenwürmer vermögen über ein beachtliches Regenerationsvermögen: Nach einer Duchtrennung ist es ihnen möglich ihr Hinterende wieder auszubilden. Dass zwei lebende Würmer entstehen, wenn man einen Wurm in der Mitte durchtrennt, ist allerdings ein Mythos.
In bestimmten Gefahrensituationen sind Regenwürmer in der Lage sich selbst zu verstümmeln, wenn sie zum Beispiel von einem Fressfeind bedroht werden. Dabei wird eine Reihe von den Segmenten am Hinterende des Wurms abgeschnürt und dem Räuber zum Fressen überlassen, während sich der restliche Körper durch Flucht in Sicherheit bringt.

  • Wurmgrunzen

Als Wurmgrunzen bezeichnet man das im Südosten der USA seit Generationen angewendeteVerfahren um Würmer an die Bodenoberfläche zu treiben. Mittels eines Holzpflocks, der in die Erde getrieben wird und eines Metallstabs, mit dem über den Holzpflock gerieben wird, entstehen Vibrationen. Diese Vibrationen werden – wie der Regenfall – vom Wurm als herannahende Maulwürfe gedeutet. Das veranlasst Würmer im Umkreis von biszu zwölf Metern aus dem Erdreich zu fliehen. Die dann aufgesammelten Regenwürmer werden entweder von den Sammlern selbst oder von Käufern als Angelköder verwendet.

  • Rettet die Regenwürmer!

Regenwürmer schützt man, indem man die Umweltbedingungen für sie optimiert. Das bedeutet im Garten keine Pestizide und Mineraldünger einzusetzen und Futter in Form von Mulch (zB.: Grasschnitt), Kompost und Regenwurmhumus zur Verfügung stellen. Außerdem nicht umgraben, die Beete im Herbst nicht abräumen, sondern Winterbegrünungen anlegen.

Manchmal findet man geschwächte Regenwürmer auf dem Asphalt liegen. Sie sollten auf jeden Fall gerettet werden! Wenn sich der Regenwurm nicht mit den Fingern fassen lässt, einfach ein dünnes Stäbchen, einen Bleistift, ein Taschenmesser oder ein ähnliches Werkzeug unter den Regenwurm durchschieben, dann kann man den Wurm leicht aufheben und zurück zum offenen Boden bringen. Regenwürmer, die schon ziemlich vertrocknet aussehen, sich aber noch bewegen, kann man ins Wasser geben oder abwaschen. Regenwürmer atmen über die Haut und vertrocknen daher nicht, sondern ersticken. Wenn man sie wieder befeuchtet, kann man sie oft noch retten!

  • Pflanzen würden Regenwurmhumus essen

Regenbogenhumus ist der Kot der Regenwürmer und der natürlichste Pflanzendünger der Erde. Er stellt nicht nur alle wichtigen Haupt- und Spurennährstoffe zur Verfügung, sondern enthält auch Botenstoffe, die zum Beispiel die Keimung oder das Wurzelwachstum anregen. Er speichert Wasser und durch seine unregelmäßige Form, sorgt er auch für genügend Luftporenvolumen, das heißt es bleibt Platz für Wurzeln, Bodenleben, Wasser und Luft!

  • Regenwurmhumus: Mehr als nur Dünger.

Regenwurmhumus ernährt nicht nur, sondern beugt auch Krankheiten vor und schützt vor Schädlingen, weil er sehr viel Bodenleben mit sich bringt: die Mikroorganismen im Boden sorgen dafür, dass sich Krankheiten und Schädlingen im Boden und auf den Pflanzen nicht durchsetzen können. Daher müssen Gärtner und Bauer keine Pestizide mehr einsetzen.

  • Regenwurmhumus – DIY

Regenwurmhums kann man selber machen – in der Wohnung, auf dem Balkon oder im Garten. Denn für die Kompostierung mit Hilfe der Regenwürmer braucht man nicht besonders viel Platz. Das kann in sogenannten Wurmkisten auch in der Wohnung gemacht werden! Die Firma VERMIGRAND bietet sogar ein System an, das Wurmkompostierung in Hochbeeten ermöglicht.

  • Würmer in the city

Die Kompostierung in einer Wurmkiste ist auch was für Stadtbewohner, denn sie ist eine geruchsfreie Möglichkeit, die organischen Reste aus der Küche und dem Balkon direkt dort zu verarbeiten. Der produzierte Dünger kann sofort wieder verwendet werden und hat daher auch den kleinsten möglichen CO2 Fussabdruck. Besser geht’s nicht!

Weitere Infos zu VERMIGRAND: www.grand.at

 

 

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