Crossroads-Festival in Graz: „Im Grunde könnte die Lage zum Verzweifeln sein“

Zivilgesellschaft auf der Leinwand (Bild: Jakob Isselstein)

Zivilgesellschaft auf der Leinwand (Foto: Jakob Isselstein)

Anfang April lädt das Grazer Forum Stadtpark zum Crossroads Festival für Dokumentarfilm und Diskurs. Im fünften Jahr bleibt der Anspruch derselbe, mein Organisator Josef Obermoser.  

„Im Grunde könnte die Lage zum Verzweifeln sein,“ meint Josef Obermoser, Leiter beim Grazer Crossroads Festival für Dokumentarfilm und Diskurs, „wären da nicht die vielen hundert Millionen Menschen, die sich weltweit mutig für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen.“ Sichtbarmachen bleibt das Hauptanliegen des politisch engagierten Festivals, das dieses Jahr in die fünfte Runde geht. Ganze zehn Tage gönnen die Veranstalter vom Forum Stadtpark dem Programm in diesem Jahr, vom 1. bis zum 10. April. Die ausgewählten Dokumentarfilme sollen Menschen, Initiativen und Bewegungen auf Leinwand und Podium bringen, die gesellschaftliche Alternativen vordenken, vormachen, und sich für ein gutes Leben einsetzen.

Ein maximal politisches Filmfestival

Ein politisches Filmfestival für sozial und ökologisch Bewegte also? Exakt genau das möchte das Crossroads Festival sein und dass ihm das gelingt, liegt nicht zuletzt an den treffsicher kuratierten Themen und Diskussionen, die neben den Filmen die zweite tragende Säule des Programms bilden: Solidarische Landwirtschaft & Ernährungssouveränität, Kapitalismus-Krise-Gegenstrategie, Feminism in Action, Mensch-Tier-Beziehungen, Refugee-Realities, System Change – Not Climate Change.

Das sind nicht die leichtesten Themen und auch nicht die neusten Zugänge ­–­­­ dafür aber Themen, zu denen weltweit diskutiert wird, und zu denen sich die Diskussion auch durch zahlreich Filmbeiträge vielseitig abbilden lässt.

Im Jahr 2016 rücken natürlich die Geflohenen in den Blick des Programms. Im Rahmen des Themenschwerpunkts Refugee Realities am 7.4. werden geflüchtete Menschen und ihre Lebensrealitäten in den Mittelpunkt gestellt. „Ursprünglich war geplant, das klassisch über die Inhalte der Filme zu machen. In den letzten Monaten haben wir allerdings Refugees aus Syrien, dem Irak etc., die in unmittelbarer Nähe zu uns im Grazer Stadtpark wochenlange ein Protestcamp eingerichtet hatten, persönlich immer näher kennengelernt und uns schließlich dafür entschieden, das Programm gemeinsam mit ihnen zu gestalten,“ erzählt uns Festival-Leiter Obermoser.

Josef Obermoser vom Forum Stadtpark (Foto: Jakob Isselstein)Josef Obermoser vom Forum Stadtpark (Foto: Jakob Isselstein)

Was hat sich in (nicht ganz) fünf Jahren Crossroads getan?

Im fünften Jahr wird die Frage nach Entwicklungen spannend – nicht nur was das Festival selbst betrifft, sondern auch die Themen. Sind die 2016 noch dieselben wie 2012? Letztlich und leider schon, muss Josef Obermoser feststellen: „Die sozial-ökologische Krise spitzt sich leider immer weiter zu. Doch keine Regierung der Welt leitet auch nur annähernd angemessene Maßnahmen in die Wege, um die grundlegende Wende einzuleiten, die wir bräuchten, um dem Einhalt zu gebieten.“ Aber es gibt doch jetzt das Pariser Klimaschutzabkommen. Ist denn das nicht zumindest eine Entwicklung? „Auch das gefeierte Pariser Abkommen ist leider zahnlos, weil es keine Konsequenzen gibt, wenn sich ein Staat nicht an seine freiwilligen Zusagen hält. Eine kleine Minderheit der Menschheit eignet sich völlig rücksichtslos immer mehr Macht und materiellen Reichtum an und richtet dabei ein kaum vorstellbares Ausmaß an Zerstörung an.“ Es gibt also noch Anlass genug für das Crossroads-Festival. Schließlich geht es den Veranstaltern und Mitwirkenden darum, mit Filmen zu inspirieren und darüber hinaus Bewegungen vorzustellen, an denen sich die Festivalbesucher ganz konkret beteiligen können. Ein Festival mit Hands-On Charakter bleibt das Crossroads-Festival. Veranstalter Obermoser weiß auch warum: „Ohne Druck aus der Zivilgesellschaft und Alternativen, die die Menschen selbstbestimmt aufbauen und vervielfältigen, werden wir es nicht schaffen, das Ruder herumzureißen.“

Hier geht es zur Festival-Website. 

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