Bottom up! Das waren die Erdgespräche 2012

Am 31. Mai 2012 fanden in der Wiener Hofburg zum fünften Mal die Erdgespräche statt. Durch eine intelligent ausgewählte Mischung namhafter Experten konnten die zahlreichen Gäste einen kurzweiligen und interessanten Abend genießen. Thema der Vorträge waren nicht nur aktuelle ökologische und soziale Probleme, sondern auch, wie man diesen auf optimistische, effiziente und kreative Art und Weise begegnen kann.

Schon die Eröffnungsrede der renommierten Vorkämpferin der Ökologiebewegung, Freda Meissner-Blau, setzte das erste positive Zeichen an diesem Abend. Die 85-jährige Schirmherrin der Veranstaltung wirkte noch genau so energiegeladen, wie in ihrer Zeit als Parteivorsitzende der österreichischen Grünen – den Respekt für ihre Arbeit merkte man auch dem Publikum deutlich an. Und als Meissner-Blau in Reaktion auf Bianca Jaggers Vortrag über die Bedrohung der indigenen Völker durch den Belo-Monte-Staudamm in Brasilien spontan eine österreichische Resolution gegen dieses Vorhaben inititerte, gab es wohl kaum jemand im Saal, der seine Unterschrift nicht auf das durchgereichte Dokument setzte. Inzwischen kann die Resolution hier online unterzeichnet werden –> http://www.erdgespraeche.net/resolution

Neben Bianca Jagger, referierten auch der rennomierte Klimaforscher Prof. Stefan Rahmstorf, der Musiker und Umweltpädagoge Dr. Mike Edwards und die Vertreter des Teams von HUB Vienna, Matthias Reisinger und Sarah Stamatiou. Der ehemalige Präsident der Malediven Mohamed Nasheed musste aufgrund der politisch instabilen Lage in seinem Land leider kurzfristig absagen, schickte aber eine Videobotschaft nach Wien. Obwohl die Zahl der Vorträge nicht gering war, sorgte die durchdachte Abwechslung von Themen und Sprechern für ein konstant aufmerksames und interessiertes Publikum.

Im Anschluss an Bianca Jaggers Vortrag stellte das junge Team von HUB Vienna seine Version eines weltweiten positiven Wandels vor. HUB Vienna bietet Raum für Ideen, Menschen und vor allem für deren Vernetzung. Diesem sehr praxisorientierten Ansatz folgten die eher theorielastigen Ausführungen über den Klimawandel von Stefan Rahmstorf. Der engagierte Wissenschaftler schaffte es trotz vieler Graphiken und des eher abstrakten Themas die Inhalte anschaulich zu vermitteln. Den letzten Vortrag bestritt schließlich Mike Edwards, dem man seine Bühnenerfahrung deutlich anmerkte. Auf sehr unterhaltsame Art und Weise demonstrierte er mit Hilfe eines kleinen rosa Sparschweinchens und eines Didgeridoos, warum der Mensch sich von der Natur entfernt hat und wie sich dieser Zustand wieder ändern kann und sollte.

Natürlich braucht ein derartiges Event alleine schon wegen der Notwendigkeit der medialen Aufmerksamkeit auch einen entsprechenden Rahmen. Die Sprecher wurden daher mit Musik und etwas viel Dramatik angekündigt und auf einer großen Videowall während des Vortrages in Überlebensgröße gezeigt. Ansonsten hielt man sich aber mit Inszenierungen angenehm zurück und die Moderatorin Birgit Kohlmaier-Schacht achtete gekonnt darauf, das die getwitterten und gemailten Fragen der Zuschauer nach den Vorträgen nicht zuviel Zeit in Anspruch nahmen, da die Veranstaltung ohnehin schon um fast eine Stunde überzogen werden musste, was aber an diesem Abend absolut nicht negativ auffiel. Generell wurde viel dafür getan, die Inhalte möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Alle Vorträge wurden synchronübersetzt und im Internet gab es einen Livestream in deutscher und englischer Sprache.

Dass die Veranstaltung so reibungslos und positiv ablief, ist nicht zuletzt den Initiatoren und Organisatoren Angie Rattay und Adam Pawloff zu verdanken. Rattay sprach etwas nervös aber sehr sympathisch zu Beginn der Veranstaltung, während Pawloff zum Ende hin ein paar Best-practice-Projekte vorstellte. Positiv auch, dass zum Abschluss der Veranstaltung alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die Bühne gebeten wurden, die sonst als unsichtbare Helfer oft wenig Anerkennung bekommen. Wenn man sich in der anschließenden Networking-Runde umhörte, wurde schnell klar, dass die Erdgespräche  auch dieses Jahr von vielen nicht nur als informativ, sondern auch als durchaus inspirierend empfunden worden waren. Kein Wunder bei einer über dreistündigen Demonstration von Menschen, die nicht nur daran glauben, dass eine andere Welt möglich ist, sondern auch aktiv dafür eintreten und damit nicht zuletzt auch andere Leute begeistern können.

Zur Nachlese auf Twitter: twitter.com/biorama_mag

Fotos der Gallery: Rupert Pessl

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