Being Bio # 4: Lebensmittel, die eigentlich gar keine mehr sind

Jeden Tag bin ich wieder davon überrascht, wie wir von Produkten mit chemischen Zusatzstoffen abhängig gemacht werden. Es gibt nicht viele Lebensmittel ohne Zusatzstoffe und es gäbe viele Lebensmittel nicht, ohne Zusatzstoffe.

Wenn man sich überlegt, dass der Verbraucher mit seiner Nachfrage eigentlich das Angebot bestimmt, kann ich es kaum glauben, dass wir uns selbst in diesen Kreislauf manövriert haben. Ich weiß nicht, wann sich der Gedanke in unseren Kopf gepflanzt hat, dass günstig gleich gut ist. Wir geben Unmengen Geld für unsere Schönheit und Gesundheit aus, vergessen dabei völlig, dass in diesem Fall Schönheit und Gesundheit im wahrsten Sinne des Wortes von innen kommen. Es ist wohl eines dieser gesellschaftlichen Paradoxa: möglichst billig, möglichst viel Schrott in sich reinschaufeln, damit man nachher möglichst viel Geld für Antiallergika, Therapien und Diäten ausgeben kann.

Die Menge und die Mischung machen’s

Je weniger dieser Stoffe man zu sich nimmt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit Unverträglichkeiten aufzuweisen. Es sind etwa 2.000 Verdickungs-, Farb- und Geschmacksverstärker auf dem Markt von denen nur 320 gekennzeichnet werden müssen. Was mich völlig aus den Socken haut ist, dass die EU-Bio-Verordnung eine gentechnische Verunreinigung von fast einem Prozent zulässt und fünf Prozent eines Bio-Produktes nicht aus biologischem Anbau stammen müssen.  Daran ärgert mich vor allem, dass uns Politik und Industrie bewusst im Dunkeln konsumieren lassen und auf den Verpackungen ein Gütesiegel- und Zusatzstoffdschungel herrscht, der nur Chemikern und Lebensmitteltechnologen erlaubt sich einen Überblick zu verschaffen.

Doch wo wären wir, wenn biologischer Anbau unser einziges Problem wäre. Ich hab mich heute den ganzen Tag mit Lebensmitteln und solchen, die eigentlich gar keine mehr sind beschäftigt. Das Ergebnis: Wut, ein Gefühl von Ohnmacht und der Gedanke, das Experiment zeitlich auszudehnen. Für alle Interessierten gibt es auf Youtube einen Kanal, der Fernsehdokumentationen über geklebtes Fleisch, Erdöl in Lebensmittel, Hühneraufzuchtsfarmen, giftige Lebensmittelverpackungen und so weiter zusammengetragen hat. Wär’s nicht real, wär’s ein schlechter Krimi.

 

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