Aschimpa – das geheimnisvolle Wort

(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

Ein wahrlich aschimpiges Kinderbuch, das zuerst einmal von den Erwachsenen aschimpiert werden wird, ist „Aschimpa“. Wie bitte? Das Adjektiv „aschmipig“ bedeutet für mich in diesem Satz „außergewöhnlich“, das Verb „aschimpieren“ so viel wie „bewundern“. Ein uraltes Wort – von einem Forscher wieder entdeckt – und niemand weiß, wie es verwendet werden soll. Aber zauberhaft ist es, außergewöhnlich, ganz klar: Es will wieder zurück in die Sprache.

(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

Aus dem Portugiesischen wurde diese Geschichte übersetzt, die Autorin Catarina Sobral ist zugleich die Illustratorin. Schon beim ersten Durchblättern ist zu spüren, dass sich hier vieles um diese schönen, grafischen Bilder dreht. Viele Schraffuren, gedämpfte Farben, dazwischen Elemente in leuchtendem Gelb, Rot, Grün oder Blau. Ganz liebevoll gezeichnete Figuren, viele davon mit Moustache, lustigem Hut, Zeitung in den Händen oder Pfeife im Mund. Häuserlandschaften, Straßen mit Autos, wundersame Bäume und Pflanzen, da und dort Gartentische und Parkbänke. Catarina Sobral ist hier ein Kunstwerk gelungen, das man nicht mehr aus der Hand geben, viel lieber statt eines Bildes aufstellen möchte.

(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

Nun aber zur Handlung, von der nicht nur SprachwissenschafterInnen angetan sein dürften. Sie dreht sich um ein vergessenes Wort, welches von einem Forscher in einem zerlesenen Wörterbuch wieder entdeckt wird: Aschimpa. Keiner kann sich mehr an dieses Wort erinnern, nicht einmal die 137 Jahre alte Frau Augusta. Merkwürdig. Aber es ist so geheimnisvoll, dass es die Menschen nicht mehr loslässt. Sie wollen es verwenden – aber wie? Zuerst als Verb, da heißt es plötzlich „aschimpieren“. Ein Sprachwissenschaftler hingegen ist sich sicher, dass es sich um den Eigennamen „Aschimpa“ handelt. Nur was, zum Teufel, ist ein Aschimpa? Ein Lebewesen? Dekoration für den Wohnzimmertisch? Ein Gemüse? Plötzlich ist „aschimpa“ doch ein Adjektiv mit vielen Bedeutungen. Irgendwie aschimpig, ja, sogar oberaschimpig sind die Dinge – und schließlich ist der Premierminister wild entschlossen, eine Frage aschimpig zu lösen. Ein Adverb! Jetzt war das Chaos perfekt. Alle benutzen Aschimpa, wie es gerade passt. Einem gefällt diese Entwicklung gar nicht: dem Sprachforscher. Gegen jede Wortart gibt es irgendwelche Einwände, also muss Aschimpa ein „Perlinzium“ sein. Jetzt war eine neue Wortart erfunden. Mit der sich wiederum ganz neue Fragen auftun: Wozu ist nun eigentlich dieses Perlinzium gut?

Zugegeben, etwas schwierig sind die in diesem Buch verwendeten Begriffe, vor allem 5jährige benötigen gewiss Erläuterungen der Erwachsenen. Auch Grundschulkinder, die noch keine lateinischen Ausdrücke für die Wortarten gelernt haben, werden Verständnisprobleme haben. Der komplexe Wortschatz ist jedoch kein triftiger Grund, dieses Bilderbuch nicht zu kaufen. Catarina Sobral spielt hier derart großes Theater mit diesem Unsinnwort, das darf man nicht versäumen. Und ganz beiläufig kann vieles über die Strukturen unserer Sprache aufgeschnappt werden. Aschimpa!

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(c) Sobral, Catarina: aschimpa, das geheimnisvolle Wort. Knesebeck.

Catarina Sobral kommt aus Portugal und arbeitet dort als Autorin, Illustratorin, Designerin und Filmanimatorin. Ihre Illustrationen zieren die Tageszeitung „Diário de Notícias“ und diverse portugiesische Zeitschriften. Für ihre Kinderbücher bedient sie sich einer grafischen Bildsprache, die Collagen, Tusche und Buntstiftzeichnungen kombiniert.

„aschimpa – das geheimnisvolle Wort“ von Catarina Sobral ist im Knesebeck Verlag erschienen. 40 Seiten.

Für Kinder ab 5 Jahren.

Nicht als E-Book erhältlich.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: keine Angabe
Druckfarben: keine Angabe
Druck:

Graspo, Zlín (Tschechische Republik)

 

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